Das vordere Schienbeinkanten-Syndrom. Eine spezifische Betrachtung zu Ursachen, Behandlung und Prävention

Das vordere Schienbeinkanten-Syndrom. Eine spezifische Betrachtung zu Ursachen, Behandlung und Prävention

Das vordere Schienbeinkanten-Syndrom. Eine spezifische Betrachtung zu Ursachen, Behandlung und Prävention

Das vordere Schienbeinkanten-Syndrom, auch Schienbeinschmerzen genannt, ist eine häufige Überlastungserscheinung,die vor allem Sportler betrifft. Es äußert sich in Schmerzen entlang der inneren Kante des Schienbeins.

Mögliche Ursachen

Die genaue Ursache ist oft multifaktoriell, aber einige Faktoren spielen eine besonders große Rolle:

  • Überlastung: Zu häufiges oder zu intensives Training, insbesondere bei plötzlicher Erhöhung des Trainingsumfangs oder der Intensität.
  • Ungeeignetes Schuhwerk: Schuhe mit unzureichender Dämpfung oder Stabilität können das Risiko erhöhen.
  • Muskuläre Dysbalancen: Ein Ungleichgewicht zwischen den Muskeln im Unterschenkel kann zu einer Fehlbelastung führen.
  • Anatomische Besonderheiten: Plattfüße oder eine X-Beinstellung können das Risiko erhöhen.
  • Technikenfehler beim Laufen: Eine falsche Lauftechnik, beispielsweise mit dem Fuß aufsetzen, kann zu einer Überlastung des Schienbeins führen.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Beschwerden. Hier sind einige gängige Maßnahmen:

  • Ruhe: Eine Trainingspause oder eine Reduzierung des Trainingsumfangs ist oft die erste Maßnahme.
  • Kältetherapie: Eispackungen können helfen, die Entzündung zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.

Kompression: Kompressionsstrümpfe oder -bandagen können die Durchblutung fördern und die Muskulatur unterstützen.

  • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann gezielte Übungen zur Kräftigung der Unterschenkelmuskulatur und zur Verbesserung der Lauftechnik verordnen.
  • Orthopädische Einlagen: Bei Fehlstellungen der Füße können orthopädische Einlagen helfen, die Belastung auf das Schienbein zu reduzieren.

Prävention

Um einem erneuten Auftreten des vorderen Schienbeinkanten-Syndroms vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen hilfreich:

  • Langsames Steigern des Trainingsumfangs: Erhöhen Sie das Trainingsvolumen und die Intensität langsam und kontinuierlich.
  • Geeignetes Schuhwerk: Wählen Sie Laufschuhe mit guter Dämpfung und Stabilität.
  • Stärkung der Unterschenkelmuskulatur: Regelmäßige Kraftübungen für die Unterschenkelmuskulatur können helfen, Überlastungen vorzubeugen.
  • Korrektur von Fehlhaltungen: Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten beraten, um mögliche Fehlhaltungen zu korrigieren.
  • Lauftechnik verbessern: Eine gute Lauftechnik, bei der Sie mit dem Mittelfuß aufsetzen, kann das Risiko reduzieren.
  • Regelmäßige Pausen: Integrieren Sie ausreichend Ruhephasen in Ihr Training.
  • Variation des Trainings: Wechseln Sie zwischen verschiedenen Sportarten, um eine einseitige Belastung zu vermeiden.

Propriozeption beim Schienbeinkanten-Syndrom

Das vordere Schienbeinkanten-Syndrom ist eine häufige Verletzung, insbesondere bei Läufern und anderen Sportlern, die ihre Unterschenkel stark belasten. Eine gute Prävention und ein gezieltes Training der Propriozeption können dabei helfen, dieses Syndrom zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen.

Propriozeption: Was ist das?

Propriozeption beschreibt das Gefühl für die eigene Körperhaltung und Bewegung im Raum. Einfacher gesagt: Es ist das “innere Gefühl”, wo sich die einzelnen Körperteile befinden und wie sie sich bewegen. Ein gut ausgeprägtes propriozeptives System ermöglicht es uns, Bewegungen koordinierter und sicherer auszuführen und somit das Risiko von Verletzungen zu verringern.

Wie hängt Propriozeption mit dem Schienbeinkanten-Syndrom zusammen?

Ein gut ausgeprägtes propriozeptives System stabilisiert die Gelenke und Muskeln. Bei einer guten Propriozeption können die Muskeln im Unterschenkel besser koordiniert arbeiten und so eine Überlastung des Schienbeins verhindern.

Stabilisierung der Beinachse bei Schienbeinkantensyndrom

Die Stabilisierung der Beinachse ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie und Prävention des Schienbeinkantensyndroms. Eine Fehlstellung der Beinachse kann zu einer ungleichmäßigen Belastung des Schienbeins führen und somit das Risiko für das Syndrom erhöhen.

Warum ist die Beinachse wichtig?

  • Kraftübertragung: Eine korrekt ausgerichtete Beinachse sorgt für eine optimale Kraftübertragung von der Hüfte bis zum Fuß.
  • Stoßdämpfung: Eine stabile Beinachse unterstützt die natürliche Stoßdämpfung des Körpers.
  • Verteilung der Kräfte: Die Kräfte werden gleichmäßiger auf die Gelenke und Muskeln verteilt.

Ursachen für eine Fehlstellung der Beinachse

  • Muskuläre Dysbalancen: Ungleichgewichte zwischen den Muskelgruppen können zu einer Fehlstellung führen.
  • Anatomische Besonderheiten: X-Beine, O-Beine oder Beinlängendifferenzen können die Beinachse beeinflussen.
  • Fehlhaltungen: Eine dauerhaft falsche Körperhaltung kann zu einer Fehlstellung der Beinachse führen.

Therapieansätze zur Stabilisierung der Beinachse

  • Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann gezielte Übungen zur Kräftigung der stabilisierenden Muskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit verschreiben.
  • Manuelle Therapie: Durch manuelle Techniken kann der Physiotherapeut Fehlstellungen der Gelenke korrigieren und die Beweglichkeit verbessern.
  • Orthopädische Einlagen: Bei Fehlstellungen der Füße können orthopädische Einlagen helfen, die Beinachse zu korrigieren.
  • Spezielle Übungen: Übungen, die sich auf die Stabilisierung der Beinachse konzentrieren, wie z.B.:
  • Kräftigung der inneren Oberschenkelmuskulatur: Diese Muskeln unterstützen die Kniegelenke und helfen, die Beinachse auszurichten.
  • Kräftigung der Gesäßmuskulatur: Eine starke Gesäßmuskulatur stabilisiert das Becken und trägt zur richtigen Ausrichtung der Beinachse bei.
  • Dehnung der äußeren Oberschenkelmuskulatur: Verkürzte äußere Oberschenkelmuskeln können zu einer X-Beinstellung führen und sollten gedehnt werden.

Passive Maßnahmen bei einem Schienbeinkantensyndrom

Ultraschall und Elektrotherapie:

Passive Maßnahmen ergänzen aktiv durchgeführte Übungen und Therapien oft sehr gut und können bei der Behandlung eines Schienbeinkantensyndroms unterstützend wirken. Sie dienen in der Regel der Schmerzlinderung,Entzündungshemmung und Förderung der Durchblutung.

Ultraschall

Ultraschallwellen erzeugen eine tiefe Wärme im Gewebe. Diese Wärme wirkt schmerzlindernd, entspannt verspannte Muskulatur und fördert die Durchblutung. Durch die verbesserte Durchblutung werden Nährstoffe und Sauerstoff besser zu den geschädigten Geweben transportiert, was den Heilungsprozess unterstützt.

  • Wirkung: Schmerzlinderung, Entspannung, Durchblutungsförderung
  • Anwendung: Der Physiotherapeut führt den Ultraschallkopf über dem schmerzhaften Bereich entlang.
  • Hinweis: Ultraschall sollte nicht bei frischen Verletzungen oder bei akutem Entzündungsprozess angewendet werden.

Elektrotherapie

Unter Elektrotherapie versteht man die Anwendung elektrischer Ströme zur Behandlung von Schmerzen und zur Beeinflussung von Nerven und Muskeln. Verschiedene Stromarten finden Anwendung:

  • TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation): Hierbei werden elektrische Impulse über die Haut abgegeben, die die Schmerzleitung unterbrechen und eine schmerzlindernde Wirkung entfalten.
  • EMS (Elektrische Muskelstimulation): Mit EMS können Muskeln gezielt kontrahiert werden, auch wenn sie nicht aktiv vom Gehirn angesteuert werden. Dies kann bei der Kräftigung geschwächter Muskulatur hilfreich sein.
  • Iontophorese: Bei der Iontophorese werden Medikamente mithilfe eines elektrischen Stroms tief in das Gewebe eingeschleust.
  • Wirkung: Schmerzlinderung, Muskelkräftigung, Medikamenteneinschleusung
  • Anwendung: Elektroden werden auf der Haut platziert und ein Gerät erzeugt den elektrischen Strom.
  • Hinweis: Die Anwendung von Elektrotherapie sollte nur von geschultem Personal durchgeführt werden.

Wann sind passive Maßnahmen sinnvoll?

Passive Maßnahmen sind besonders sinnvoll in der akuten Phase, wenn die Schmerzen stark ausgeprägt sind und Ruhe sowie Entlastung angezeigt sind. Sie können auch ergänzend zu aktiven Übungen eingesetzt werden, um die Regeneration zu fördern.