Neben dem Patellarspitzensyndrom ist die Achillodynie der häufigste Sportschaden. Etwa 10% aller Laufsportler sind davon betroffen. Sehr häufig tritt eine Achillodynie beidseits auf (41%). Statistisch gesehen sind Männer häufiger davon betroffen als Frauen. Eine Achillodynie tritt fast nie am Anfang einer Athletenkarriere auf. Durchschnittlich haben die Athleten eine Latenzzeit von ca. 10 Jahren.
Es ist sehr wichtig, das bei chronischen Achillessehnenbeschwerden im Sport bezüglich der Lokalisation und Histologie differenziert wird. Der Sammelbegriff „Achillodynie“ wird einer exakten Differenzierung nicht gerecht. Im angloamerikanischen Sprachsektor finden wir den Begriff „Dysfunction of achilles tendon“ , der ebenso unklar definiert ist wie der Begriff „Achillodynie“.
Es muss zwischen Erkrankungen der kalkanearen Struktur und solchen der freien Sehne unterschieden werden.
Konkret bezeichnen wir den Begriff „Achillodynie“ als belastungsinduzierten degenerativen Schaden der Achillessehne und / oder ihres Gleitgewebe. Eine Achillodynie wird immer einen belastungsabhängigen und lokalen Schmerz auslösen. Es findet sich immer eine Druckdolenz so wie eine Schwellung an der Achillessehne.
Da eine Achillodynie außerhalb des Sportes eher selten vorkommt, werden hohe Trainingsumfänge und Belastungen als Verursachend angesehen. Aktuelle Arbeiten sehen neuromuskuläre Steuerungs- und Regulationsmechanismen dafür verantwortlich. Für die Beanspruchbarkeit der Achillessehne können „endogene“ wie auch „exogene“ Ursachen erkannt werden.
Endogene Faktoren: |
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Störung der Kinematik OSG/Knie/Hüfte |
Instabilität OSG Kapsel-Bandinstabiltät |
Stoffwechselbelastungen (Harnsäure/Harnstoff) |
physiologische Sehnenalterung |
Endogene Faktoren: |
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Trainingsalter |
Untergrund |
Intensität (Umfang/Geschwindigkeit) |
Regeneration |
Trainingszustand |
Statik |
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Hohlfuß |
Senkfuß |
Plattfuß |
Die Entwicklung einer chronischen Achillodynie ist eine langsam zunehmende Veränderung der Sehne selbst. Mikrotraumatisierung und mangelnde reparative Fähigkeit der Sehne setzen den latenten Prozess der Degeneration in Gang. Hierbei wird das Bindegewebe umstrukturiert, es kommt zur Verdickung der Sehne. Es folgt eine Belastungs- und Druckschmerzhaftigkeit.
Die Hypothese der degenerativen Vorgänge durch, entzündliche, akute, subakute Veränderungen im Paratenon, sind für eine chronische Achillodynie verantwortlich, kann nicht geteilt werden.
Typisch für eine Achillodynie sind folgende Phasen:
- Anlaufschmerz
- später Nachbelastungsschmerz
- Ruheschmerz
Zuletzt ist eine Laufbelastung schmerzbedingt nicht mehr möglich.
Behandlungsmaßnahmen |
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Physiotherapie (Querfriktion, PNF, Dehnung) |
Exentrische Kräftigung, Reaktivtraining |
Sensomotorisches Training |
Schuh- Einlagenversorgung |
Belastungsreduktion durch Aquajogging |
Prävention |
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Vermeidung muskulärer Dysbalancen |
Funktionelles Training (Kräftigung – Dehnung) |
Optimierung Trainingssteuerung und Dosierung |
Eine laborchemische Abklärung bei einer chronischen Achillodynie sollte in Erwägung gezogen werden. Vor allem wenn eine beidseitige Achillodynie hervorgerufen wird, sollte an folgende Parameter gedacht werden:
Systemische Faktoren |
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HLA –B 27 |
Diabetes |
Hyperlypidämien |
Borreliose |
Harnstoff |
Harnsäure |
Die Sonographie ist für eine Diagnostik der Achillodynie unverzichtbar.
Differenzialdiagnostik |
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OSG Kapsel- Bandinsuffiziens |
Knorpelschaden OSG / USG |
Beinachsenfehler |
Bursitis subachillea |
Teilruptur- Mikroruptur Achillessehne |
HLA-B 27 |
Osteochondrosis |
Die Behandlung der Achillodynie erfolgt grundsätzlich konservativ.
Je früher der Athlet mit der Behandlung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Gerade hier ist eine genaue Wahrnehmung wichtig. Zeigt sich die Achillodynie anfänglich mit Anlaufschmerz nach Ruhe (nach Bettruhe morgens), werden chronische Reizungen der Sehne unter Belastung zunächst weniger, um später bei intensiverer Belastung erneut aufzutreten. Sowohl von Seiten des Athleten, Arzt oder Physiotherapeut ist ein sogenanntes „delayed“ zu vermeiden. Im späten Stadium der chronischen Achillodynie sind bei konservativer Behandlung, gute Ergebnisse nicht zu erwarten.
- Prinzipiell sollte unmittelbar nach Belastung mit Eis (Kälte) therapiert werden.
- In den Ruhephasen sollte eine intensive Wärmebehandlung erfolgen (Hot Packs oder Fango).
- Belastungsreduktion oder Belastungspause kann je nach Schweregrad zwingend erforderlich sein.
- Basis der Behandlung ist auf alle Fälle eine Einlagenversorgung.
- Krankengymnastik (Sensomotorik, PNF, Exentrisches Krafttraining….)
- Funktionelles Dehnen
- Ultraschall
- Friktionsmassage
Die Erfahrung zeigt, dass eine chronische Achillodynie einen Behandlungszeitraum von mindestens >3 Monaten einnimmt. Betrachtet man das der Athlet eine Latenzzeit von ca. 5-10 Jahren hat, ist eine Behandlungszeit von >3 Monaten, eine doch geringe Therapiezeit. Fast am Ende der Therapiemöglichkeiten, zieht es der Athlet in Erwägung einen Physiotherapeuten aufzusuchen. Die eigene Erfahrung zeigt, das der Athlet leider einen langen Leidensweg hinter sich gebracht hat. An dieser Stelle sollte der Athlet über die Möglichkeit einer regelmäßigen physiotherapeutischen Prävention nachdenken.
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